Check In auf Italienisch . . .

Dass wir die Fähre schon vierzehn Tage vor Abfahrt gebucht haben, scheint kein Kriterium dafür zu sein, dass wir auch mitfahren können . . .
Wieder eine Überfahrt mit Tirennia, die Schiffsline, die uns schon vom Festland nach Sardinien gebracht hat, die Linie, wo LKW’s rückwärts in das Schiff einfahren müssen.
Als wir zum Parkplatz kommen, knüpft uns der Parkplatzwart erstmal 8.-€ Strafgeld ab. Zwar ist freies Parken zwischen 12:00 und 16:00 Uhr, mithin keiner da, bei dem ein Parkticket käuflich zu erwerben wäre. Als wir um 17:00 Uhr kommen, um unsere 2.-€ Parkgebühr nachträglich zu bezahlen, geht das nicht mehr. Wehalb wir Strafe zahlen müssen für ein nicht erworbenes Ticket (in Ermangelung der Möglichkeit dazu) erschließt sich uns nicht. Wir sollen uns bei dem Parkplatzbetreiber beschweren, eine Firma mit Sitz in Deutschland, (Mafia auf deutsch, sauber, legal aber kaum weniger unverschämt . . . ).
Wir zahlen, was sonst und nachdem sich mein Ärger etwas gelegt hat, hilft uns das Personal der deutschen Parkplatzmafia bei der Frage, wo wir in das Hafengebiet einfahren müssen. Schilder mit entsprechenden Auskünften haben wir vergeblich gesucht. Im Grunde fährt man direkt vom Parkplatz in das Hafengebiet ein – muss man halt wissen.
Brav stehen wir in der Schlage an, die sich auf dem Parkplatz gebildet hat, in der Hoffnung, dass diese Fahrzeuge ebenfalls für die Überfahrt anstehen.
Auf dem IPad halten wir den Screen Shot mit dem Ticket bereit.
Nach zähem Anstehen erreichen wir endlich den Check Point (bisher nur ein Schild, das darauf verweist, dass es sich um die Einfahrt für die Fähre nach Civitaveccia (Festland) handelt, also nicht unsere). Der Mann in Uniform wirft ein Blick auf das Pad und erklärt uns, dass wir uns erst einen Boardingpass im Büro der Tirennia holen müssten. Heute scheint unser Ticket auf dem Screen im Gegensatz zu letzten Überfahrt nicht auszureichen. . .
Während Caty sich in das Büro auf der anderen Seite der vierspurigen Hauptverkehrsader begibt, versuche ich Eule strategisch günstig zu platzieren, um nicht wieder die gesamte Warteschlage durchlaufen zu müssen.
Caty kommt mit einem Ausdruck in der Hand, der exakt dieselben Informationen enthält, wie wir sie bereits mit dem Pad vorgelegt hatten . . .
Wieder stehen wir neben dem wichtigen Beamten in blauer Uniform am Check Point. Ausweise, erneuter Ticketcheck, sein Blick wandert in unsere Gesichter, mustert streng das Nummernschild. Dann greift er zum Funkgerät, um mit bedeutungsschwangerer Stimme etwas hineinzurufen, es fallen Worte wie Campero, Tedesci, der Rest geht für unser ungeübdes Ohr im Hafenlärm unter.
Er zeigt auf einen Beamten der einsam vor einem containerartigen Gebäude steht und schickt uns zu ihm.
Erneuter Ticketcheck, Ausweise, derselbe wichtig – kritische Blick auf das Nummernschild, der die Frage aufkommen lässt, ob dieser Blick bei der Grundausbildung gesondert einstudiert werden muss. Dann seine Frage, welche Tasche man auf das Schiff mitzunehmen gedenke. Es dauert eine geraume Zeit, um zu verstehen, welche Frage diesen Mann beschäftigt. Ich hole den Rucksack, den wir für das Schiff vorgesehen haben, der allerdings noch völlig leer ist.
Er bedeutet mir, mit dem leeren Rucksack ihm zu folgen.
Ich folge ihm also in das Containergebäude, in dem sich eine Sicherheitsschleuse für die Passagiere ohne Fahrzeuge befindet. Der Uniformierte bespricht sich mit einem Security. Ich werde aufgefordert, entgegen der vorgesehen Richtung durch die Schleuse zu gehen. Mein leerer Rucksack wird auf ein Band gelegt, auf eines, das zwar brav meinen Rucksack in sich aufnimmt, an deren Bildschirm sich allerdings Keiner befindet, um den Inhalt des Rucksacks zu überprüfen – die Leere also. Weder der Security, noch der Uniformierte interessieren sich für die Leere meines Rücksacks. Ich hingegen, muss nun in der vorgesehenen Richtung durch die Schleuse, die aufgrund meines Handys piepst, mich aber nach Abgabe desselben anstandslos durchlässt.
Ich nehme meinen leeren Rucksack vom Band, der Uniformierte trägt in eine Liste meine Personalausweisnummer ein, dann meinen Namen und fragt zum wiederholten Male, wo ich herkäme, trägt auch diese Information fein säuberlich in die ansonsten leere Liste ein.
Mit einem Lächeln gibt er mir meinen Ausweis zurück und erklärt mir freundlich, dass wir nun in die Fähre einfahren könnten.
In welche?
Es stehen deren Zwei im Hafen, beide der Linie Tirennia und noch immer ist kein Hinweis darauf zu finden, welches der beiden Schiffe Sizilien ansteuern wird.
Er nennt mir den Namen des Schiffes. Im Bauch des Schiffes müssen wir das Fahrzeug wenden, ein Vorgang, den wir von dieser Linie bereits kennen.
Nach dem das Fahrzeug steht, beladen wir den Rucksack mit Verpflegung für die Nacht und gehen an Deck, um den LKW Fahrern bei ihren komplizierten Manövern zu zusehen.
Nach dieser Prozedur bleibt mehr als eine Frage offen und sie werden es wohl bleiben . . .

Nach einer Nacht auf einem speckig gewordenen Sofa vor der Spielothek, laufen wir in Palermo ein.
Diese Stadt erweist sich völlig ohne Übertreibung als ein Juwel, eine Zusammenfassung aus unteschiedlichen Welten, doch davon bald mehr . . .

7.895 Gedanken zu „Check In auf Italienisch . . .“

  1. Ihr Abenteurer. Schade, ich hätte mich zu gern mit dem gewissenhaften Zollbeamten auf italienisch unterhalten um die Prozedur Eures Eincheckens zu durchschauen. Aber die wunderbare Insel wird Euch für allen Ärger entschädigen.Es gibt Vieles und Wunderbares zu entdecken. Viel Spass Euch mit Salvatore und Helmut . Grüsse auch von uns. Caty Deine Übungen werden immer anspruchsvoller. In Ermangelung einer Reling habe ich mein Bein auf die Fensterbank gelegt, sehr zur Verwunderung der Nachbarn. Der Meerblick war etwas weit weg. Bei uns ist es zur Zeit suptropisch ein bischen Meer drumherum wäre sehr wünschenswert. Freue mich auf Eure Nachrichten.Seid umärmelt. Mutt

  2. Mein Knüdle, daraus mußt Du ein Buch machen, ich finde Du schreibst das sehr gut. (schön direkt, ohne Philosophie). Ein bisschen Streß müsst Ihr ja auch haben, sonst zerfrisst uns der Neid endgültig die Eingeweide. Ich kann mir vergnüglich Deinen Gesichtsausdruck vorstellen, wenn Ihr durch diese sinnlose Prozedur gejagt werdet. Hoffentlich konnte Cäther mit Dir ein paar Atemübungen machen….hähähä…das macht den Mafia Jungs Spaß, dem blonden Halbpreußen eine Pseudoorganisation á la italienne vorzuspielen. Aber Du darfst ja danach in Palermo abhängen, das ist das grundsätzlich Gemeine daran. Das Klassentreffen wird jetzt auch ohne mich stattfinden, ich hab Vorstellung in Berlin. Ohne Euch wäre das vielleicht eh schwierig geworden. Seid geknutscht Ihr Eulen, auch von Nana und dem Fritziator…
    Hans

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