Mit Müll, ohne Gas aber mit Jobangeboten . . .

… und vielen Erlebnissen, verlassen wir Sardinien.
Die Sonne steht still und brennend über Cagliari, dieser bezaubernden Stadt, in der sich schon alles getummelt hat, was in Europa jemals zur Macht gekommen ist. Sie ist unser Abschied von Sardinien und gleichzeitig das Tor zu einer weiteren kleinen Welt – Sizilien wir kommen . . .

 

Mit diesem Blick sind wir auf der Anhöhe bei Goloritze erwacht – wenn gleich der Auftakt für das morgendliche Erwachen von einem Land Rover Discovery eingeleitet wurde. Das wäre ja nicht unbedingt unattraktiv ist ja schließlich ein kultiges Fahrzeug. Die Beschriftung ist es, die uns ein wenig Sorge macht: Polizia Stradale ist da ganz unmissverständlich auf der zu uns gewandten Türe zu lesen. Man kann nicht sagen, dass die beiden Uniformierten im Wagen böse gucken, man kann es schlicht nicht sehen, weil sie fette, goldumrandete Sonnenbrillen tragen, was, zumal in Italien nicht unbedingt freudige Assoziationen hervorruft (dafür haben wir schon zu viele Mafia Filme gesehen, in denen die Polizei meist auch nicht viel besser weg kommt)
Sie geben uns mit klaren Gesten zu verstehen, dass wir verschwinden sollen und wir starten sofort mit gebündeltem Aktionismus durch . . .
Deutsche Morgens um 07:00 Uhr in Aktionismus, dass scheint den beiden italienischen Beamten bereits als Lösung des Problems zu erscheinen, weshalb sie 3 Minuten später verschwunden sind . .

Unterwegs an der Ostküste Sardiniens treffen wir nicht nur auf weiße Strände, zerklüfftete Felsen, auf weite fruchtbare Täler und lebendige kleine Bergstädtchen sonder eben auch auf Catys neuen Chef in Spe.
Sollten wir nicht mehr solvent sein, kann Caty ins Gemüse-und Obstgeschäft einsteigen (vielleicht wäre perspektivisch auch eine Zusammenarbeit mit Ecofit denkbar).
Das Auswahlverfahren zur Einstellung verlief relativ unkompliziert:
Erst dürfen wir die Spitzenqualität der Ware bewundern, dann einen fingierten Probeverkauf duchführen.
Sein Urteil: Signora va be, Signore CIAO!
Übersetzt: Wenn der Seniore verschwindet, hat Caty ihren Job sicher . . .

Eine erste Filiale hat sie denn auch gleich in Posada aufgemacht, die allerdings zum Zeitpunkt der Eröffnung in dem 300 Seelen Dörfchen Posada noch nicht ganz so gut angenommen wird…

Wir wechseln täglich den Ort und reisen sehr gemütlich die Küste entlang. Auch wenn die Dichte an Touristen und Campern zu nimmt, finden wir mit etwas Glück und mittlerweile immer besser geschultem Blick, entzückende Plätze für die Nacht . .

Was wir nicht finden, ist Wasser, Mülleimer und eine gnädige Person, die Willens und in der Lage ist, unsere Gasflasche aufzufüllen.
So wie der Blick eines Vielfahrers im Innern des Auges spezifische Raster gespeichert hat, die auf eine Geschwindigkeitsüberwachung welcher Art auch immer unmittelbar heftige Signalen an die entsprechenden Synapsen im Zentralen Nervensystems sendet, die direkt Impulse ins rechte Bein weiterleiten, so bilden sich bei uns langsam neue Fähigkeiten heraus: welcher Hinterhof könnte einen Wasseranschluss haben, liegt da nicht ein Schlauch auf der Wiese, der muss ja zu einem Hahn führen . . . (In Sardinien ist es unautorisierten Personen verboten, Wasser an Camper herauszugeben, autorisiert sind nur Campingplätze)
Auch den Müll werden wir nur schwer los – aber auch hier haben wir eine entsprechende Sensorik entwickelt . . .
Das Befüllen der deutschen Gasflasche stellt uns vor eine neue Herausforderung:
Tankstellen ist es Verboten Flaschen zu befüllen. Zwar sagt uns ein Tankstellwart, dass das kein Problem darstelle, aber befüllen will er uns die Flasche nicht, weil die Tankstelle gerade zu habe. „Aber sie sind doch da“ radebrechen wir, „ja, Befüllen ist kein Problem, aber die Tankstelle sei jetzt geschlossen“, da hilft es auch nicht, dass der Mann mit seinem Kollegen an der Kasse sitzt . . .
Die nette Dame von ADAC Italia benötigt vier Stunden, uns für Cagliari zwei Adressen zu schicken, wo wir angeblich unsere Flasche befüllen können . . .
An jeder Adresse werden wir weitergeschickt und lernen so nicht nur Cagliaris historischen Zentrum kennen, sondern auch die Außenbezirke.
Nach drei Stunden im Nachmittagsverkehr und diversen Hinterhoflädchen mit freundlichem Personal, das uns nur weiterhelfen kann, in dem es uns auf weitere kleine Hinterhofläden verweist, die auch nichts tun können oder wollen, reift in uns die folgende These heran (wenn gleich diese noch nicht letztgültig belegt ist):
Vermutlich verweigern sich Italiener aus historischen Gründen, deutsche Gasflaschen zu befüllen. Gas in deutschen Händen …
Wir vertagen das Problem, wissend das wir noch einige Tage Zeit zur Lösung haben und in der Hoffnung, in Sizilien weniger strikte Gesetzte anzutreffen . . .
Langsam verschwindet Cagliari im Abendrot und wir verlassen Sardinien voller Dankbarkeit für eine schöne Zeit . . .

 

13.851 Gedanken zu „Mit Müll, ohne Gas aber mit Jobangeboten . . .“

  1. Eure Eindrücke sind herrlich mit zu verfolgen. War noch nie auf Sardinien , aber es macht total an….
    ….weiterhin viel Spaß , der Sonne entgegen…..

  2. Hola Nachbarn und Leidensgenossen,
    wir schaffen es nun auch endlich mal euch über diesen Kommunikationskanal zu grüßen und euch alles Tolle und Gute für die Reise zu wünschen! Ein sehr toller Schreibstil lieber Knut (bis dato kennen wir ihn ja nur von den Postkarten). Manch Problematik und viele tolle beschriebene Momente kommen uns sehr bekannt vor. ?

    Grüße von der Nordhalbkugel, voller Erwartung auf unser letztes Reiseland Kolumbien.

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