Korsika, zwischen Schweinen und Ziegen . . .

Vom High-Way-Cruiser zur Kletterschnecke – wir sind dazu übergegangen, Strecken unter Berücksichtigung der Höhenmeter zu planen . . .

Wir erreichen Korsika bei strahlendem Sonnenschein von Sardinien übers Meer anreisend.
Bonifacio, das auf einem Felsvorsprung klebt, als hätte ein wagemutiger Modelbauer versucht, die Schwerkraft zu überlisten, empfängt uns mit dem leuchtenden Weiß seiner Kreidefelsen.
Zur selben Zeit wie wir, läuft eine Jacht ein, die ihrer Größe nach eher einer Fähre gleicht – sie überragt den ganzen Hafen, zieht Blicke auf sich und löst Diskussionen aus. Die Dekadenz dieser Jacht ist so offensichtlich, dass sie bei etlichen Betrachtern Wut auslöst – sie ist ein schwimmendes Symbol der Ungleichverteilung im viel gelobten Kapitalismus von dessen reich gedeckter Tafel angeblich ausreichend abfällt für die Jedermanns.
Im kleinen Supermarkt verirren wir uns zwischen den Delikatessregalen mit korsischen Würsten, Käsestücken die in der Nase kitzeln und aussehen, wie die bizarren Granitfelsen, denen wir bald begegnen werden.
Unser Einkauf fällst ebenso üppig aus wie das anschließende Vesper . . . ;-
Als wir dem beschaulich lebendigem Bonifacio den Rücken kehren, schrauben wir uns auf winzigen Serpentinen in die Höhe nicht ahnend, dass diese Schraubenbewegung für die nächsten Tage die natürliche Art des Reisens darstellen wird.
Wir kriechen bergauf bergab, nehmen Kurve um Kurve, durch Täler, vorbei an Wildschweinen (die, als wir zu einem „Fototermin“ mit ihnen aussteigen, zielstrebig im Rudel auf uns zueilen, derartig massiert in Anzahl und Zielstrebigkeit, dass wir beide zeitgleich und ohne ein Wort darüber zu verlieren, blitzartig im Auto Schutz suchen und dazu übergehen, Fotos aus dem Fenster zu schießen. Heißt es nicht, dass Wildschweine ungemütlich werden können – unsere Motivation, diesen Umstand durch Anschauung unmittelbar in Erfahrung zu bringen, ist nicht besonders ausgeprägt an diesem Vormittag), gelangen auf Höhen die unwirklich scheinende Blicke freigeben – unwirklich, weil unsere an sich romantisch veranlagte Phantasie im Vorfeld nicht in der Lage war, solche Bilder zu produzieren, wie sie die Wirklichkeit vor uns hinzaubert.

Unsere Plätze die wir finden, fallen allesamt in diese Kategorie und obgleich dem beinahe täglichem Perspektivwechsel schon ein wenig Gewohnheit innewohnt, sitzen wir all abendlich staunend vor der Wirklichkeit, als befänden wir uns in einem Traum, aus dem aufzuwachen wir tunlichst vermeiden wollen.

Natürlich gibt es auch beim Reisen Alltag, kleine Reparaturen, weil der Abwassertank nicht mehr öffnen will und das Warmwasser noch immer nicht funktioniert, was wir mittlerweile als Wink des uns so gnädigen Schicksals schöndeuten, dass uns dazu anhalten möchte, ganz im Sinne der kneippschen Lehre auf warme Duschen zu verzichten und uns dem kalten Nass als gesundheitsfördernde Maßnahme hinzugeben.
Auch die Anfahrten zu den besagten Plätzen ist manchmal von offenen Frage begleitet: z.B., ob wir auf der Rückfahrt die steile Holperpiste wieder hochkommen, die wir gerade tastent runtergerollt sind oder ob Eule die eingenommene Schräglage bewältigt, ohne zu kippen.


Wir beschließen einen freien Tag, was dem geneigten Leser etwas absurd erscheinen mag in Anbetracht der Tatsache, dass hier Zeile für Zeile von freien Tagen berichtet wird. Frei in unserem momentanen Kontext bedeutet, mal an einem Platz zu verweilen, zu lesen, Hörspiele zu hören . . .
Dinge eben, die man an freien Tagen so macht 😉
Z.B. auch Grillen: den Weber setzen wir das erste Mal auf einer Anhöhe in Betrieb, Meeresblick zu beiden Seiten, Abendsonne und Merguez im Kühlschrank. Das mir noch die Übung im Umgang mit dem Grill fehlt, wir deutlich, als sich die Sonne mit spektakulären Farben verabschiedet hat und ich schwarze Würste vor schwarzem  Grund auf ihren Gargrad untersuchen muss…
Es schmeckt auch bei Dunkelheit 😉

Neben uns in dem Bistro, in dem wir uns nun schon seit ein paar Stunden befinden (weil das Herunterladen nur eines einzigen Bildes gefühlt Stunden dauert und der Laptop mir natürlich mal wieder Up Dates aufzwingt, von denen Microsoft meint, mich damit ungefragt beglücken zu müssen) hat ein zuvor sehr redseliger Korse mittlerweile seine offenbar politischen Monologe mangels Zuhörerschaft eingestellt und eine Gitarre in die Hand genommen – er spielt eher in Zitaten, Lieder aus den 80igern ohne das Beste von heute – wir nehmen das zum Anlass um in Begleitung dieser Hitparade den Ort zu verlassen und Bastia zu erobern . . .
Mit lieben Grüßen, heute aus Bastia, Caty und Knut  . . .

21.949 Gedanken zu „Korsika, zwischen Schweinen und Ziegen . . .“

    1. Ihr zwei Lieben aus der Zeitgefallenen, eure Worte und Erlebnisse,die wunderbaren einfühlsamen Bilder und Beschreibungen lassen mein Herz in anderen Frequenzen schlagen…es gleicht einem Überraschungs Dinner beim besten Goermet…. Euch ein glücklich bleibendes Weiter und Eulenschutz ! herzl.eure Antje

  1. Das weckt Sehnsüchte und Erinnerungen! Genießt, genießt und genießt!!!!!! Es gibt soooo viel Schönheit! Freue mich mit Euch!!! Mipa

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